Donnerstag, 11. Mai 2017

Buchtipp

Michael Lüders
 Wer den Wind sät
Was westliche Politik im Orient anrichtet



Dieses 174 Seiten schlanke Buch eignet sich als Einstiegslektüre auch für LeserInnen, die mit der Materie noch nicht vertraut sind und ein Verständnis für die Problematik hinter Begriffen wie IS (Islamischer Staat) sowie die Lage im Irak, Iran und Syrien-Konflikt bekommen wollen. Die Rolle des Westens, sprich der USA und Europa, die gerne als uneigennützige Friedensmission und Nachhilfe in Demokratie dargestellt wird, stellt Lüders in den Fokus und zugleich in Frage: „Westliche Politik gegenüber der arabisch-islamischen Welt ist blind gegenüber den Ursachen und der Komplexität gesellschaftlicher Umbrüche, wie sie die Region durchlebt. Sie glaubt an das Allerheilsmittel direkte und indirekte militärische Intervention - ohne Rücksicht auf Verluste“ (S. 111) Es wird verständlich erklärt, was beim „Arabischen Frühling“ schiefging, warum er in Tunesien glücken konnte und in Ägypten nicht. America, the beautiful, gießt im Nahen Osten buchstäblich Öl ins Feuer und löscht mitnichten Brände. Das wird beim Lesen dieses Buches deutlich. Am Ende drängt sich die Frage auf, wer hier die Schurken, wer nun hier die größeren Verbrecher sind: Menschen, die dank jahrzehntelanger Einmischung des Westens, allen voran die USA, keine Lebensgrundlage mehr haben und sich als letzte Perspektive Milizverbänden wie dem IS anschließen oder Staaten, die aus reiner Gier und Machtversessenheit ganze Regierungen stürzen (wie den iranischen Premierminister Mossadeq 1953 durch den  amerikanischen und britischen Geheimdienst, CIA und MI6), Staaten zugrunde richten, Chaos und Menschen ohne Hoffnung zurück lassen? Lüders regt mit den Fragen, die er in diesem Buch stellt, zum Denken an
Die USA haben seit 2001 in sieben mehrheitlich muslimischen Ländern militärisch interveniert oder sie mit Drohnen angegriffen: Afghanistan, Irak, Somalia, Jemen, Pakistan, Libyen, Syrien. In welchem dieser Länder haben sich anschließend die Lebensbedingungen der Bewohner verbessert, zeichnen sich Stabilität und Sicherheit ab?" (S. 10) 
Zum Autor: Michael Lüders ist 1959 geboren und deutscher Politik- und Islamwissenschaftler.

Rezension von Christine Federspiel-Heger

Das Buch ist erhältlich in der Bibliothek Zirl, unter Sachbuch/ Politik, Signatur: GP.W, Lüd