Mittwoch, 9. März 2011

Online Lesung Rolf Dobelli liest aus dem Roman "Massimo Marini"

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Filmabend "Das Ladinische Jahrhundert"

am 10.3. findet ab 20:00 in der Bibliothek Zirl ein Filmabend statt.
Gezeigt wird der Film "Das ladinische Jahrhundert" von Anita Lackenberger.
Der Eintritt ist FREI!



Hier der offizielle Pressetext:

Das Ladinische Jahrhundert



Der neue Dokumentarfilm der Produktion West - Anita Lackenberger (Drehbuch und Regie) Gerhard Mader (Regie, Kamera und Produktion)

Das letzte Jahrhundert brachte mit seinen beiden Weltkriegen großes Leid über ganz Europa, aber selbstverständlich auch über Südtirol.  Es zeigt sich, dass die Ladiner, eingebettet in die großen Umwälzungen des letzten Jahrhunderts, doch ihre ganz eigene Geschichte erleben mußten. Der plötzliche Frontverlauf  mitten durch ein über Jahrhunderte ruhiges Gebiet zwang  einen Teil der eingesessenen Bevölkerung bereits im ersten Weltkrieg, ihre Heimat zu verlassen, vielfach in hunderte Kilometer entfernte Gegenden; das Gadertal und Grödnertal wurden von Flüchtlingsströmen überschwemmt.

Nur etwas mehr als 20 Jahre später  hieß es für viele erneut, die Heimat zu verlassen. Und die eigene Sprache machte es für die Ladiner nicht leichter: die Italiener betrachteten das Ladinische bloß als Dialekt, im Deutschen Reich wurden die Ladiner meist einzeln angesiedelt, um sie schneller zu „integrieren“.
Diese bewegten und schwierigen Episoden der europäischen Geschichte, die einen ganz eigenen Schatten auf die ladinische Welt geworfen haben,  werden in dieser Filmdokumentation in beeindruckenden Bildern und außergewöhnlichen Zeitzeugenberichten porträtiert.


Zum Film


Überleben als Gemeinschaft war für die Ladiner im 20. Jahrhundert nicht einfach. In einem Jahrhundert, das zur Zeit des 1. Weltkrieges den Krieg direkt in die ladinischen Alpentäler brachte und unter der faschistischen Herrschaft zur Teilung des gemeinsamen ladinischen Siedlungsgebietes führte. Die Katastrophe der „Option“ und der damit verbundenen Aussiedlung führte in der ladinischen Bevölkerung zu Unfrieden und großer Verzweiflung.

Die letzten Zeitzeugen – Frauen und Männer – erzählen von ihren verschlungenen Lebenswegen in der ladinischen Heimat und im Exil während der beiden Weltkriege:
Berührende Geschichten von Prothesenschnitzern, vom Exil in Böhmen während des 1. Weltkrieges, vom Hunger der ladinischen Rückkehrer, von den tödlichen Minenopfern in der Heimat, von der Aussiedlung im 2. Weltkrieg, von der „neuen“ Lienzer Schnitzerheimat im 2. Weltkrieg, vom Skiweltmeister der für Italien, das Deutsche Reich und Österreich den Titel holte sowie von der Reise an die Wehrgrenze an der Save. 

Irridentismus, die Bestrebungen nach der Gründung von Nationalstaaten, hatte bereits seit dem 19. Jahrhundert Auswirkungen auf das wohl älteste Volk in den Alpen: die Ladiner. Je stärker die einzelnen Nationen erstarkten und gleichzeitig versuchten, ihr Territorium abzugrenzen, um so mehr kamen die kleineren Sprachgruppen unter Druck, sich in die eine oder andere Richtung zu assimilieren – diese Herausforderung stellte sich auch für die Ladiner.

Eine vielfach auf Minderheiten angewandte Methode ist die der Vertreibung. Das hat die Ladiner in den verschiedensten Talschaften im 20. Jahrhundert mehrfach getroffen.

Der Anfang der Dokumentation beschreibt die Auswirkungen des ersten Weltkrieges auf die ladinische Welt. Ganze Talschaften der ladinischen Welt gerieten mitten in die Kriegsfront. Die Bevölkerung wurde ausgesiedelt.

Die damalige Lebenswelt wird durch Bilder aus dem Kriegsarchiv in Wien, dem Ladinischen Institut im Fassatal und durch Bilder aus privaten Archiven veranschaulicht. 

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges kamen die Menschen in eine zerstörte Heimat zurück. Minen auf den Feldern, Hunger und Tod warteten auf die Rückkehrer.
Aber nicht nur die Heimat war zerstört, auch die alte Ordnung hatte mit dem Ende des 1. Weltkrieges gravierende Veränderungen erfahren: die Habsburger Monarchie war zerbrochen und Italien konnte seine Grenzen bis zum Brenner verschieben. Die Ladiner waren einem neuen Staat untergeordnet.

Der Faschismus hatte nicht nur auf die deutschsprachige Bevölkerung Auswirkungen, auch die ladinische Bevölkerung erfuhr Einschränkungen im Gebrauch der Sprache und es kam zu einer massiven Italienisierung.

Die Option im Jahr 1939 stellte auch die Ladiner vor die Entscheidung für das Deutsche Reich oder Italien zu stimmen. In ihrer Tradition fühlten sich viele Ladiner Altösterreich verbunden. Die Option der Ladiner war für das Deutsche Reich mit Schwierigkeiten verbunden. Wie man mit diesen Gruppen umgehen sollte, war nicht geklärt. Da ein gemeinsames Siedlungsgebiet der Abwanderer aus Südtirol aufgrund der Kriegsereignisse nicht so schnell zu finden war, entschied man sich bei den Ladinern zu folgender Vorgangsweise: Für die Grödner sollte eine ganze Siedlung in Lienz errichtet werden, wo vor allem die Grödner Schnitzer angesiedelt werden sollten und ein richtiggehendes Zentrum für Schnitzerei geplant war. Die übrigen Ladiner sollten vereinzelt im Reich angesiedelt werden, damit eine Assimilierung in  die deutsche Gesellschaft schneller erfolgen konnte. Neben dem Vereinzeln wurden die Ladiner auch verstärkt als „Wehrbauern“ am Balkan angesiedelt. Der Film verfolgt die Spuren der Aussiedler bis ins heutige Slowenien.

Die Auswirkungen dessen,  bei beiden Weltkriegen direkt in den Auseinandersetzungen involviert zu sein, im 1. Weltkrieg direkt im Kampfgebiet und im 2. Weltkrieg als Opfer der Option und Abwanderung, hat bis heute Spuren hinterlassen. Auch die Wiederansiedlung nach der Versprengung in der alten Heimat war nicht immer einfach, das Bleiben in der Fremde ein oft lebenslanger Verlust.